Ein Altschneeproblem erschwert die Tourenplanung
Der viel und wenig verspurte Hang.
Die Tourenplanung
erwies sich vergangene Woche als eher schwierig, da ein Altschneeproblem im
Gelände nicht erkennbar ist, mal nicht an der Schneeoberfläche. Umso wichtiger ist es bereits bei der Planung
Zuhause das Köpfchen einzuschalten und bedacht eine passende Tour zu wählen.
Das Altschneeproblem
ist von den fünf Lawinenproblemen am schwierigsten zu handhaben. Der
Schein trügt, da man im Gelände oft keine Gefahrenstellen erkennen kann, wird
uns ein Gefühl der Sicherheit vermittelt und die eventuell vorhandene Schwachschicht
gerät bei einem verführerischen Pulvertraum schnell in Vergessenheit.
Darum sollte man an
solchen Tagen die im Lawinenreport vorgegebenen Expositionen und Höhenbereiche
explizit meiden und auf die Hauptkorridore der viel begangene Modetouren
ausweichen. Auch wenn knapp daneben der unverspurte Hang traumhaft aussieht!
Wie Lukas bereits
im vorigen Gestöber erwähnt hat, wurde der Noppenpulver und zum Teil auch
Oberflächenreif durch die Überlagerung von Neu- oder Triebschnee zur
Schwachschicht. Dies war in W-N-O Hängen, vor allem im wenig bis gar nicht
befahrenen Gelände, vor dem Schneefall akut. Warum sind nun viel befahrene Korridore
sicherer als wenig befahrene - Noppenpulver war doch auch dort vorhanden?
Schönwetterphase vor dem Regen und Schneefall |
Wir stellen uns
einen unbefahrenen Hang vor, in dem eine tolle lockere Schneeoberfläche aus Noppenpulver
vorherrscht - dort ist die Oberfläche gleichmäßig und unberührt, es sind keine
Spuren vorhanden. Im Vergleich dazu der Hang einer Modetour der stark verpurt
ist: Die Schneeoberfläche ist sehr unregelmäßigen und die Kristalle wurden durch
die Skispuren zum Teil zerstört.
Diese beiden Hänge werden nun eingeschneit mit
Triebschnee oder gebundenen Neuschnee überlagert.
Genau das sind bereits die
richtigen Zutaten für eine Lawine: Eine Schwachschicht und ein Brett darüber
(gebundener Schnee).
Dazu ist noch die Bruchausbreitung in der Schwachschicht
interessant, welche bei einer gleichmäßigen verbreiteten Schwachschicht größer
ist. So kommen wir wieder zu den zwei Hängen, verspurt oder unverspurt. Bei dem
verspurten Hang ist die Schwachschicht durch die vielen Spuren und damit
einhergehenden Vertiefungen, Wellen, Hügel usw. nicht mehr gleichmäßig oder
durchgehend und ein Bruch kann sich dadurch nicht bzw. nicht weit ausbreiten.
In einem gar nicht bis wenig verspurten Hang ist die Schwachschicht durchgehend
und gleichmäßig vorhanden, die Kristalle wurden nicht zerstört und sind oft besser
ausgeprägt. Deshalb ist die Schwachschicht leichter störbar und der Bruch kann
sich so über eine große Fläche ausbreiten.
Schneeprofil
Sattelschröfen vom 1.2.2020 2600m | NO | 22°
Am Profil in gelb
gut erkennbar der eingeschneite Noppenpulver – die Schwachschicht aus kantigen
Kristallen.
Darüber in grün
befindet sich der Neuschschnee vom 28.1.2020 - das Brett aus gebundener Schnee.
In dieser
Schwachschicht konnten zwei Teilbrüche erzeugt werden
Merke:
Wenn eine
lockere Schneeoberfläche eingeschneit wird, ist der Grat der Verspurtheit vor
dem Schneefall interessant.
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