Schneeprofilbesprechung
Die vorweihnachtliche Erwärmung
Vom 12. Auf den 13.12. rauschte eine Warmfront zu uns herein und lies die Vorfreude auf weiße Weihnacht in Nu verfliegen. Begleitend zum Temperaturanstieg regnete es gebietsweise bis ca. 2000-2300 m hinauf, die Regenmengen fielen aber recht gering aus. In der Nacht vom 13. auf den 14.12. fiel die Temperatur wieder in den Keller und es klarte auf. Dabei wurde die durch Wärme und Regen angefeuchtete Schneeoberfläche wieder abgekühlt und es bildete sich ein Deckel - Bruchharsch war die Folge.
Die orange Linie zeigt den beginn der Warmfront
Im Gelände war die Schneebeschaffenheit sehr: Es gab eine lockere Schneeoberfläche, die sich aber hauptsächlich in Hängen mit dem vorherrschenden Altschneeproblem befand, sowie „firnartige“ Verhältnisse in steilen Sonnenhängen (von Firn kann man jetzt allerdings noch nicht sprechen), Bruchharsch, eine vom Wind bearbeitete, sehr wechselhafte Schneeoberfläche, Sulz in tieferen Lagen in der Sonne und gar nicht so schlecht zu fahrenden Schnee im Waldbereich.
Profil 1:
Die Schichten:
Gelb:
An der Schneeoberfläche befindet sich eine Schmelzkruste,
also eine Kruste, die aus Schmelzformen besteht. Die einzelnen Körner sind
einen Millimeter groß und die Kruste ist mit einer Härte von 3-4 (ein Finger –
Bleistift) auf der weicheren Seite. Dies liegt an der bereits lang einwirkenden
Sonneneinstrahlung, die die Kruste durch Wärme aufgeweicht hat. Die Sonneneinstrahlung
und die vorherrschenden Plusgrade der Umgebungsluft sind dafür verantwortlich,
dass die Schneeoberfläche schwach feucht (2) ist (siehe erste Spalte).
Die morgens noch harte und gefrorene Schneeoberfläche wird
im Laufe des Tages erwärmt und die Kristalle fangen an zu schmelzen, wodurch
der Wassergehalt steigt. Schnee schmilzt, wenn er eine Temperatur von 0 °C
erreicht.
Entstanden ist die Kruste durch die Warmfront vom 12. Auf den 13.12. Durch die warmen Temperaturen in Kombination mit leichtem Regen bis ca. 2000 - 2300 m wurde die Schneeoberfläche erwärmt und feucht. In den darauffolgenden Nächten kühlte es wieder ab und der Himmel klarte auf, dadurch fand ein Energieaustausch zwischen Schneedecke und der Atmosphäre statt (Abstrahlung). Die Oberfläche kühlte wieder ab und die Schichten, die einen Feuchtegehalt aufweisen, sind wieder gefroren. Dieser Prozess des Schmelzens und wieder Gefrierens wiederholt sich so lang die Temperaturen im Plusbereich befinden und klare Nächte vorherrschen. Sobald die Temperaturen auch untertags wieder in den minus Bereich wandern, ändert sich das, denn die Sonneneinstrahlung allein ist im Frühwinter noch zu wenig stark um die Schneedecke zu erwärmen.
Unterhalb der Schmelzkruste befindet sich eine dünne Schicht
aus Schmelzformen. Auch diese Schicht ist schwach feucht (2). Die Körner sind einen
Millimeter groß und mit einer Härte von 2-3 (vier Finger- ein Finger) ist sie weicher
als die Kruste darüber.
Blau:
- Die oberste Schicht, von 58-61 cm, ist mit einer Feuchte von 3 (Wasser erkennbar), die mit dem größten Wassergehalt. Das Wasser der oberen Schichten sickert nach unten (Richtung Boden) und sammelt sich in den kälteren Schichten darunter. Aufgrund der hier vorhandenen kleinen, runden Körnern mit einer Größe von 0,5 mm, die wenig Lufteinschlüsse und Freiräume zwischen den einzelnen Kristallen aufweisen, kommt das Schmelzwasser nicht mehr so leicht weiter und sammelt sich
- Darunter befinden sich eine 17cm hohe Schicht runde Körner. Die Körner haben eine Größe von 0,5 mm und eine Härte von 2-3. Auch hier steht der zweier in der ersten Spalte für „schwach feucht“, dies bezieht sich aber auf die oberen Zentimeter dieser Schicht.
- Von 40-41 cm folgt ein kleiner Ausreiser. Eine dünne Schicht mit runden Körnern und zusätzlichen kantig- abgerundeten Kristallen. Ich gehe stark davon aus, dass es sich hier um den sehr kalten, lockeren Schneefall vom 2. auf den 3.12. handelt, der bei tiefen Temperaturen gefallen ist. Diese Schicht bestand einst aus kantigen Kristallen, die sich im Laufe der Zeit wieder abbauend umgewandelt haben. Die Schicht ist trocken (-1°C).
- Unterhalb ist nochmals eine Schicht aus runden Körnern als Resultat der abbauenden Umwandlung.
Bei dem gesamten blauen Stock von 33 – 61 cm handelt es sich um mehrere Niederschläge von Anfang Dezember, dazu zählen auch die gelb markierten Schichten darüber und die violette darunter.
Die 2cm dicke Kruste entstand durch den Wärmeeintrag vom
30.11. auf den 1.12. samt Schneefall. Aufgrund der damals kalten
Schneeoberfläche und den warmen Neuschnee in Kombination mit warmen Temperaturen
entstand ein signifikanter Temperaturunterschied.
Es handelt sich um eine Schmelzkruste mit kantig-
abgerundeten Kristallen, einer Härte von 4 (Bleistift) und einer Korngröße von
1.
Gut erkennbar ist der Knick in der eingezeichneten Temperaturkurve
von 30 – 50 cm, in den Bereichen unterhalb der Kruste (violett) und der von
unten dritten blauen Schicht. Dort, wo die noch kantig- abgerundeten Kristalle vorhanden
sind, ist die kälteste gemessene Schneetemperatur der ganzen Schneedecke. Die Schneedecke ist noch nicht isotherm
(konstante Temperatur in der gesamten Schneedecke), was den
Umwandlungsprozessen noch Spielraum lässt.
Riesige Oberflächenreifkristalle |
Hier handelt es sich um die Niederschläge von Ende November.
Vorher aperte es sonnseitig bis in hohe Lagen wieder aus. Die Schneeschicht ist
trocken, denn nur direkt am Boden wurde eine Temperatur von 0°C gemessen. Der
Stock ist kompakt, weist eine Härte von 3 (ein Finger) auf und besteht aus 0,5 mm
kleinen, runden Körnern.
Beim Extended Column Test (ECT) kam es an diesem
Profilstandort zu einem Teilbruch beim 18. Schlag.
Von Wind und Wärme bearbeitet Schneeoberfläche
Profil 2:
Um zu veranschaulichen, wie die Schneetemperatur vor Einzug
der Warmfront am 12./ 13.12. aussah, schauen wir uns noch ein weiteres Profil
an. Es stammt aus dem selben Tal und einer ähnlichen Höhen- und Expositionslage.
Das Profil wurde am 11.12.21 um 11:37 in einer Höhe von 2037 m, Exposition O
(eventuell auch etwas NO), in einem 30 Grad steilen Hang aufgenommen.
Interessant ist dabei der Temperaturgradient in der
Schneedecke. Am Boden wurde eine Temperatur von 0 °C gemessen, an der Schneeoberfläche
hingegen -7,8 °C! Da wuselt die aufbauende Umwandlung nur so! Bei diesem
Profilstandort wird nach Einwirken der Wärme der Temperaturunterschied aber
nicht so gering ausfallen wie bei Profil 1, eher im Gegenteil. Denn in den
oberflächennahen Schichten entsteht durch den Wärmeeintrag ein großer
Temperaturunterschied, der die aufbauende Umwandlung fördert. Es könnte sich
also durchaus, unterhalb der durch Wärme entstandenen Kruste an der
Schneeoberfläche, eine kantige Schicht bilden.
In Schattenhängen kühlte die Schneeoberfläche auch nach der Warmfront immer noch stark aus und die aufbauende Umwandlung macht somit auch keine Weihnachtspause. Es bildeten sich zunehmend wieder kantige, lockere Kristalle an der Oberfläche. Auch Oberflächenreif wurde vieler Orts gesichtet. Künftige Schwachschichten entstehen somit bereits.
Der Schneedeckenaufbau bleibt weiterhin spannend,
nichtsdestotrotz wünschen wir uns vom Christkindl wieder etwas der weißen
Pracht für ein paar gute Pulverschwünge!
Das Schneegestöber Team wünscht euch frohe Weihnachten!
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